Wir sind stolz auf HABU ...

 

HABU wiegt genau 780 Gramm. HABU ist ein schönes Kind. Sein Äußeres wird von vielen als sehr ge­winnend bezeichnet. Angeblich verströmt sein Antlitz etwas Friedliches, wie es sonst nur die Tau­ben tun. Das Kleidchen, das HABU trägt, ist in ein helles, zartes Grün getaucht. Fast ist es schon zu eng geworden, sodass man aufpassen muss, dass HABU nicht aus allen Nähten platzt. Man muss spa­ren, wenn man in einer Welt wie dieser Kinder großziehen will, hatten am Anfang ei­nige etwas ver­legen gemeint. Also bekam HABU kein allzu üppiges Kleidchen. Aber es passt und - es steht ihm.

 

Apropos: ihm oder ihr? Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Es gab Diskussionen be­reits während der Schwangerschaft. Bub oder Mädchen, männliche oder weibliche Form? Der Ton war durch­aus ver­söhnlich. Was immer es auch wird, das andere soll auf jeden Fall mitbedacht sein, nicht aus­geschlossen. Ein Kind - kein Grund für Sexismus! Lassen wir es also lieber da­bei: HABU er, sie, es ist vor allem einmal ein Kind! Und HABU - das ist ja auch der passende Name für es!

 

Doch - wie fing das eigentlich alles an? Ein Kind hat immer - oder doch hoffentlich meistens - et­was zu tun mit einer Liebesgeschichte. Man spricht auch etwas nüchtern vom "ge­wollten" oder "ge­planten" Kind. Nun, HABU war ein durchaus geplantes Kind. (In Klammer muss vermerkt werden, dass sich daher auch in keinem Stadium - nicht einmal im Nachhinein -  irgendwelche Verhütungs­methoden eruieren lassen, die da irgendwann zur Anwendung hätten  kommen sollen oder können). HABU war, sagen wir es ganz offen: ein "Wunschkind". Ja, und verliebt hatten sich da in der Tat ein paar Leute in einen Wunsch. Irgend so etwas wie ein neues HABU würde geträumt, zunächst noch ganz in rosa!

 

Nun sind Wünsche bekanntlich die Väter des Gedankens. Richtiger muss es im Singular heißen: Der Wunsch ist der Vater des Gedankens! HABU, das Wunschkind, war zunächst tatsächlich ein Ge­dan­ke, ein Plan, ein Projekt. Aber wer war der Vater? Und wo die Mutter?

 

Die Sache beginnt ein wenig kompliziert zu werden, wie das in der Theologie bei diesen Dingen so üblich ist. Und so hat es auch mit der Vaterschaft HABUS eine etwas seltsame Bewandtnis. Zwar gibt es vier Zeugen, die uns über die Anfänge HABUS verlässlich zu berichten wissen und die uns auch über seine weitere Entwicklung immer wieder frohe Botschaften zukommen ließen. Aber diese vier be­ken­nen wie aus einem Munde: Wir kennen den Vater nicht. HABU ist ein Kind des guten Geistes, ein Kind der Inspira­tion. Wir sind seine Väter nicht, wir sind bloß Zeugen, Erzähler, Redakteure!

 

Es wird noch schwieriger, wenn wir nach HABUS Mutter fragen. Vergessen wir für eine Weile die Idylle katholischer Mutterleibsgeborgenheit. HABU hat im Grunde eine pränatale Odyssee hin­ter sich. Wir hoffen, ohne größere Traumatisierungen. Zunächst bekam HABU - sozusagen in sta­tu crescendi - eine ziemlich unwirtliche Herberge im Inneren einiger flimmernder Kästen, zwi­schen denen er unent­wegt über viele Hunderte Kilometer hinweg verschickt wurde. Ja, man kann allen Ernstes - aber sagt es nicht zu laut - von "in-vitro"-Maßnahmen sprechen. HABU wusste nicht recht, wie ihm geschah. Er meinte nur zu verspüren, dass er dabei immer ein wenig leichter wurde und dass ihm da und dort ir­gend­ein Stückchen am Kopf, am Fuß oder zwischendrin fehlte oder zu­rechtgebogen wurde. Wahr­scheinlich war das alles notwendig, bevor man ihn zur Welt kommen ließ. Wer weiß?

 

Ja, und dann - eines Tages im Frühling des Jahres 2002 - da war es so weit. HABU sollte das Licht der Welt erblicken. Dazu wurde HABU nach Wien verlegt, wo schon vor Jahren seine Ge­burt ver­heißen worden war. "Der Jugend und dem Volke" solle er dienen, hatten schon die Alten gesagt. Jetzt war es soweit. Noch einmal leuchteten die flimmernden Kästen auf, noch einmal wurde alles kontrolliert, Kopf und Fuß, Ränder und Abstände, Seitenlage und Gesamtansicht. Und dann - unter Aus­schluss der Öffentlichkeit (man rätselt, ob es ein Kaiserschnitt war?) -, aber unter großer An­teilnahme von HABUS Leihvätern und Leihmüttern draußen in den Provinzen - erfolgte HABUS Ersterscheinung. Man sagt, dass HABU auf einer stattlichen Auflage zur Welt gekommen ist und dass die Abnabelung keine Komplikationen ge­macht hat.

 

Zum Schluss wird noch berichtet, dass der Verlag ohne die geringste Verlegenheit gemeint habe: "Wir werden den Kerl gut verlegen, aber doch so, dass er überall mühelos zu finden sein wird!"     

 

Das Licht der Welt erblickte HABU in einer großen Stadt namens Wien.

                                                                                                                                Dr. Alfred HABICHLER